Niklas Ehrentreich - Unter Enten

Der Schreibimpuls findet sich am Ende der Seite

Dächer von Wagen an Dächern von Wagen, so wogte das Stadtmeer.

Köpfe auf Schultern, die Blicke verloren, trieb sich das Volk mit

Händen, die krampfhaft an Rudern sich hielten durch schmale Passagen:

Strudel aus Leere und Klippen der Hektik säumten die Wege.

 

Grünstreifen, Graue Gesichter. Doch da, mittendrin, da ging auch ganz

Weißhemdig, schwarzfrackig, gelbschnäblig einer dazwischen umher, mit

Anmut, wie ausschließlich der sie beherrscht, der keinen Gedanken 

Aufbringt an das, was das Heer der Verzagten zum Mutigen raunt.

 

Gestern noch war er gefangen gewesen im städtischen Zoo, doch 

Fand er die Lücke und schlüpfte hinaus im Schutze der Nacht. Nun

Watschelte zwischen den rastlosen Menschen Pinguin Lothar umher.

Diese polierten, verglasten Gehege sind Zweibeinern Heimaten?

 

Gleißend stand da schon die Sonne am Himmel, doch niemand hielt inne

Wenn auch der fischige Duft des Passanten die Nasen befiel und

Klang auch das Platschen der ledrigen Füße auf heißem Asphalt laut:

Allmächtig herrschte der Mahlstrom des nächsten Termins über jeden.

 

Pinguin Lothar erreichte den Stadtpark. Die Enten, sie grüßten,

Fragten: Was hast du erlebt? Und was sagten die Leute zu dir? Doch 

Konnt’ er nur ehrlich berichten, dass niemand von ihm je Notiz nahm -

Flügel, die zuckten. Die Enten, sie wirkten darob nicht verwundert. 

 

„Bleiben“, so dacht er, „ich werde hier heimisch“ – seitdem ist er einfach

Erpel mit doppeltem Pass. Lebt das Leben der Enten, nur manchmal

Wundert sich einer: ist das nicht ein sonderbar großes Getier? Dann

Zwinkert ihm Lothar verschwörerisch zu: Das bleibt unser Geheimnis. 

 

 

Schreibimpuls: 

Schreibe ein Gedicht in Hexametern 
 über einen tapsigen Pinguin, der unbeschwert durch die Großstadt irrt.